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Schlupflöcher beim Kükentöten

Das Kükentöten ist in Deutschland seit dem 01.01.2022 gesetzlich verboten. Doch sind damit jetzt alle Probleme gelöst?

Es war in den letzten Jahren immer wieder ein brisantes Thema in den Medien und hat viele Verbraucher aufgeschreckt, persönlich berührt und schockiert: männliche Küken werden in der Eierproduktion millionenfach getötet. In Deutschland im Jahr ca. 45 Millionen.

Hintergrund ist die spezialisierte Hühnerzucht, die sich aufgrund des gestiegenen Konsums und der Nachfrage nach günstig produzierten Lebensmitteln über die letzten Jahrzehnte entwickelt hat. 

Männliche Küken, die naturgemäß keine Eier legen, aufzuziehen, ist unter normalen Bedingungen unwirtschaftlich, weil sie nur langsam wachsen und insgesamt wenig Fleisch ansetzen. Deshalb werden die männlichen Küken üblicherweise nach dem Schlupf aussortiert und vergast.  

Wir bei haehnlein haben bereits vor 10 Jahren im Jahr 2012 angefangen, die männlichen Küken mit aufzuziehen. Möglich war das über einen geringen Aufpreis der Eier von den Schwestern, um die kostenintensivere Aufzucht der Hähne (langsames Wachstum und weniger wertvolles Brustfilet) quer zu finanzieren.

Seit dem 01.01.2022 ist das Kükentöten in Deutschland gesetzlich nun endlich verboten. Doch ist das Problem damit tatsächlich gelöst?

Das wollen wir im Nachfolgenden aus unserer Sicht beleuchten und dabei darstellen, wie die aktuelle Marktsituation aussieht.

In deutschen Brütereien dürfen keine männlichen Küken mehr aus wirtschaftlichen Gründen getötet werden. Das ist ein wesentlicher Fortschritt. Das reine Gesetz birgt allerdings einige „Schlupflöcher“.

Eier, die dem Gesetz Rechnung tragen, werden üblicherweise als „Ohne Kükentöten“ beworben – gerne auch abgekürzt als „OKT“. Dazu gibt es die folgenden zwei verschiedenen „Lösungsansätze“: 1. die Aufzucht der Bruderhähne und 2. die Früherkennung im Ei.

1. Aufzucht der Bruderhähne

Hahn und Henne schlüpfen in einem 1:1 Verhältnis. Für jede Henne, die schlüpft, schlüpft auch ein Hahn, der sogenannte Bruderhahn. Bei der Aufzucht werden nicht nur die weiblichen Küken aufgezogen, sondern auch die männlichen. Während es lange keine festen Vorgaben oder Kriterien für die Aufzucht der Bruderhähne gab, sind mittlerweile eine Mindestaufzuchtszeit von 84 Tagen und ein Mindestgewicht von 1,3kg vorgeschrieben (zum Vergleich: Ein Masthähnchen wird nach ca. 30 Tagen mit 1,8 bis 2kg geschlachtet).

Die konkrete Ausgestaltung der Haltungsbedingungen (wie viel Platz im Stall, ob mit oder ohne Auslauf, ob 84 Tage oder länger etc.) variieren je nach Haltungsform (konventionell oder bio) und können außerdem von Aufzuchtsbetrieb zu Aufzuchtsbetrieb unterschiedlich sein.

haehnlein-Bruderhähne in der Aufzucht Finkenthal mit ca. 110 Tagen

2. Früherkennung im Ei

Grundsätzlich geht es bei der Früherkennung im Ei darum, dass schon bevor das Küken ausgebrütet wird, das Geschlecht des heranwachsenden Embryos erkannt wird und nur die Eier weiter bebrütet werden, in denen ein weibliches Küken heranwächst. Derzeit werden dafür in Deutschland zwei Verfahren angewendet. Sie können das Geschlecht relativ sicher am 9. bzw. am 13. Von insgesamt 21 Bruttagen erkennen. Die Eier mit den männlichen Küken werden gemust und in der Produktion von Tiernahrung eingesetzt. 

Eine dritte Variante, an der aktuell geforscht wird, die aber bisher nicht zum Einsatz kommt, funktioniert über eine Genveränderung der sogenannten Elterntiere. Ziel ist es, dass diese nur noch Eierlegen, in denen weibliche Küken heranwachsen. Diese Gentechnik ist in Deutschland bisher nicht erlaubt.

Das Töten ist verboten, nicht aber der Verkauf von Eiern „mit Kükentöten“

Das Gesetz regelt nur, dass die Küken in Deutschland nicht mehr getötet werden dürfen. Es trifft keine Aussage darüber, dass Eier, die von Legehennen stammen, deren Brüder vor 2022 in Deutschland oder aktuell in einem anderen Land getötet wurden, vermarktet werden dürfen.

Schlupfloch 1: Wenn die jetzt Eier legenden Hühner im Jahr 2021 geschlüpft sind (bspw. im November 2021) und deren männlichen Brüder als Küken nach dem Schlupf direkt getötet wurden, können diese Eier auch weiterhin normal verkauft werden. Nur dürfen sie nicht mit dem Hinweis „OKT“ versehen werden. Das ist zeitlich gesehen nur noch ein Übergangsproblem, das in den nächsten Jahren nicht mehr gilt, in 2022 und 2023 in Einzelfällen aber noch eine Rolle spielen wird.

Schlupfloch 2: Das Kükentöten ist bisher nur in Deutschland verboten. In den benachbarten Ländern ist es nach wie vor erlaubt und branchenüblich. Der Bedarf an Eiern wird in Deutschland nur zu einem Teil  (75%) mit Eiern aus Deutschland gedeckt. Dänemark und Holland sind wesentliche Länder für die Eierproduktion und exportieren viele sogenannte „Schaleneiern“ (die Eier, die wir im Supermarkt, auf dem Markt, im Discounter oder im Biomarkt kaufen) nach Deutschland. Bei diesen Eiern kann ohne entsprechenden Hinweis nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass es sich um „OKT“ Eier handelt.

Schlupfloch 3 und 4: Aus der Problematik heraus, dass nur das Töten in Deutschland verboten ist, ergeben sich zwei weitere Schlupflöcher, mit denen sich die Gesetzgebung umgehen lässt: 1) Die Küken können in Deutschland schlüpfen und die männlichen Küken ins Ausland transportiert und dort getötet werden 2) die Küken können im Ausland schlüpfen, die männlichen Küken werden dort getötet und nur die weiblichen Tiere werden als Küken oder später als erwachsene Tiere nach Deutschland importiert und legen dort ihre Eier. In beiden Fällen können diese Eier legal und ohne Hinweis auf diese vorangegangene Praktik  bei uns vermarktet werden.

An dieser Stelle ist die Gesetzeslage also noch nicht optimal. Dennoch ist das Risiko, dass solche Eier zuhause beim Kunden landen,  als relativ gering einzuschätzen. Das liegt daran, dass sich der Handel positiv zu Eiern „ohne Kükentöten“ positioniert hat und Eier der „OKT“ Qualität bevorzugt anbietet.

Das gilt allerdings nur für die sogenannten Schaleneier und nicht für die Massen an Eiern, die in der Lebensmittelindustrie und Gastronomie verarbeitet werden.

Kein „OKT“ und keine klare Kennzeichnung bei verarbeiteten Eiern

Im Jahr isst der deutsche Verbraucher durchschnittlich 238 Eier. Hierbei sind nicht nur die Eier berücksichtigt, die als Schalenei gekauft und in die Pfanne geschlagen oder zuhause verbacken werden, berücksichtigt, ein wesentlicher Anteil entfällt auf Eier, die wir in fertigen Produkten zu uns nehmen. Denn Eier sind ein beliebtes Bindemittel, das in mehr Produkten zum Einsatz kommt als man Anhieb vermuten würde. Während die Schaleneier im Handel klar gekennzeichnet werden müssen, so dass man die Herkunft (Land, Bundesland, Stall) und die Haltungsform nachvollziehen kann, gibt es für verarbeitete Produkte keine verpflichtende Deklaration der verwendeten Eier. Aufgrund des massiven Kostendrucks in der Herstellung werden hier vielfach nur die günstigsten Eier verwendet. Diese kommen üblicherweise aus dem Ausland und können bei konventionellen Produkten auch noch aus Haltungsformen wie der Kleingruppen- oder Käfighaltung stammen – zwei Haltungsformen, die so in Deutschland vom Verbraucher eigentlich nicht mehr akzeptiert und gewünscht werden. Auch hier handelt es sich dann entsprechend um Ware „mit Kükentöten“, was aber nicht so deklariert werden muss.

Nur einige wenige Hersteller bspw. von Mayonnaisen verweisen inzwischen explizit darauf, dass sie „OKT“ Eier  – als besonderes Auswahlkriterium für den Endverbraucher- einsetzen. 

Tipp: Auf die Deklaration auf dem Produkt achten – das empfiehlt sich auch bei Bio-Produkten, da auch hier die Eier aus dem Ausland stammen (können), wo das Kükentöten nach wie vor praktiziert wird. 

Wie verhält man sich als Verbraucher „richtig“ und was kann man tun?

Um sicherzugehen, dass es sich um Eier ohne Kükentöten handelt, sollte ein entsprechender Hinweis auf der Verpackung stehen. Idealerweise auch mit dem Hinweis, ob es sich um das Verfahren der Früherkennung oder die Aufzucht der Bruderhähne handelt.

Darauf sollte man achten und ggf. beim Produzenten oder Verkäufer nachfragen.

Um anzustoßen, dass auch bei verarbeiteten Produkten ein Umdenken in der Industrie in Richtung Tierwohl stattfindet, kann es hilfreich sein, Firmen anzuschreiben und sich nach der Qualität der Eier und dem Status „Ohne Kükentöten“ zu erkundigen. Wie auch bei den Schaleneier – angestoßen vor 10 Jahren u.a. über unser haehnlein-Konzet – sind es die Kunden, die mittelfristig bestimmen, was am Markt angeboten wird. Versteht der Handel und die Industrie, dass die Kunden eine bestimmte Qualität wünschen und fordern, wird ein dementsprechendes Warenangebot geschaffen. An dem Erfolg von haehnlein hat sich in den letzten Jahren gezeigt: Der Kunde hat die Macht.

Möglichst auf fertige Produkte verzichten und die Qualität der Zutaten selbst bestimmen

Natürlich geht das nicht zu 100% und auf gewisse Dinge möchte man vielleicht auf nicht verzichten. Bei manchen Lebensmitteln macht es aber Sinn und ist am Ende leckerer und gesünder, wenn man sie (wieder) selbst macht. Unsere Empfehlung ist daher, einige fertige Produkte zu meiden und selbst den Kochlöffel und Handrührer zu schwingen.

Eine selbstgemachte Mayonnaise oder Sauce Hollandaise ist mit wenigen Zutaten leicht gemacht und ein ganz besonderer Genuss – also keine Scheu und einfach mal ausprobieren! Rezepte dazu findet man in Netz und hier auf unserer Webseite.

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