Ihr fragt uns immer wieder, warum wir die Hähne aufziehen und warum andere Unternehmen dies nicht tun. Denn, dass die männlichen Küken vielfach direkt nach dem Schlupf aussortiert werden, ist inzwischen bei fast jedem von euch angekommen. Welchen Hintergrund das Kükentöten genau hat, ist in der Gesellschaft jedoch noch oftmals unklar. Wir bringen daher mal etwas Licht ins Dunkel.
Als Laien denken viele Menschen, dass der Hahn das Hähnchen auf dem Grill sei und die Henne die Eier legt. Ganz so einfach ist es in der Realität allerdings nicht. Warum? Weil eine negative Korrelation zwischen Futterverwertung und Legeleistung besteht.
Das heißt: Je besser die Futterverwertung eines Tieres ist, desto schneller wächst dieses heran und kann geschlachtet werden. Die Produktionskosten für das Fleisch sind dann entsprechend günstiger als bei einem Tier mit schlechter Futterverwertung – bei dem viel „Input“ weniger und späteren „Output“ bringt. Und eine gute Legeleistung bedeutet, dass ein Huhn viele, große Eier legt, die eine bruchfeste Schale haben.
Eine gute Futterverwertung UND eine gute Legeleistung zu haben, schließt sich allerdings aus. Entweder ist die eine Eigenschaft gut ausgeprägt, die andere aber nicht oder beide sind nur mittelmäßig entwickelt. Dieses Mittelding spiegelt das Haushuhn von früher wider, das mäßig Eier gelegt hat und nach einiger Zeit für den nächsten Sonntagsbraten geschlachtet wurde.
Seit dieser Zeit ist der Konsum – sowohl von Eiern als auch von Fleisch – jedoch erheblich gestiegen. Und insbesondere bei uns in Deutschland herrscht in vielen Teilen der Bevölkerung die Einstellung: „Lebensmittel müssen günstig sein!“ Aus diesen Gründen setzen Unternehmen bei der Züchtung inzwischen massiv auf Effizienz. Statt ein Tier mit mittlerer Futterverwertung und Legeleistung aufzuziehen, vertrauen sie auf zwei verschiedene Zuchtextreme. Zum einen gibt es die Mastlinie, deren kleine und kräftige Hühner in kurzer Zeit viel (Brust-)Fleisch ansetzen sollen, um nach ungefähr 30 bis 45 Tagen schlachtreif zu sein. Zum anderen gibt es die Legelinie, deren eher schlanke und hochgewachsene Hühner sehr effizient Eier legen sollen und die eine eher kleine Brust und somit weniger Filet und insgesamt auch weniger Fleisch aufweisen.
Zur Problematik
Nun zur Problematik, die sich daraus für die Hähne der Legelinie ergibt: Während es bei den Masttieren in Bezug auf Körperbau, Fleischqualität und Geschmack keinen Unterschied macht, ob es sich um einen Hahn oder eine Henne handelt, ist dies bei den Hühnern der Legelinie anders. Denn auch, wenn der Hahn der Legelinie zur theoretisch zur Eierproduktion gezüchtet wurde, legt er natürlich trotzdem keine Eier. Seine Statur gleicht aber dennoch der der Legehenne: schmal statt propper. Bis ein solcher Hahn ausgewachsen und somit schlachtreif ist, vergehen circa 17 Wochen. Und auch dann fällt der Fleischanteil deutlich geringer aus als bei einem Masthähnchen.
Im Vergleich zu diesem braucht die Aufzucht des Bruderhahns also wesentlich länger und bringt trotzdem weniger Fleisch, das verarbeitet und verkauft werden kann. So erklärt sich die „Unwirtschaftlichkeit“, die in den Medien meist als Grund für das Kükentöten angegeben wird. Es ist für Unternehmen finanziell günstiger, die männlichen Küken der Legelinie direkt nach dem Schlupf zu töten, als sie schonend aufzuziehen.
Jedoch gibt es auch eine Alternative zum Kükentöten: und zwar die vergleichsweise teurere Aufzucht der männlichen Küken über die Eier der Schwesterhennen querzufinanzieren – so wie bei unserem haehnlein-Konzept. Für ein paar Cent mehr pro Ei unterstützt ihr uns als Kunden dabei, auch die männlichen Küken aufzuziehen und deren Fleisch – trotz der hohen Haltungskosten – später zu einem wettbewerbsfähigen Preis als Lebensmittel anzubieten. Neben der ethischen Fragestellung spricht zudem auch die Fleischqualität für die Aufzucht der Bruderhähne. Denn durch das langsamere Wachstum und das Plus an Bewegung während der Aufzucht, ist ihr Fleisch besonders zart und richtig saftig.
Wir hoffen, dass wir mit diesem kleinen Text ein wenig Aufklärung in Bezug auf die Themen Kükentöten und Bruderhahn-Aufzucht leisten konnten. Solltet ihr noch weitere Fragen haben, schreibt sie uns gerne in die Kommentare oder per E-Mail! 🙂