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Das Thema Früherkennung männlicher Küken wird gesellschaftlich und medial immer stärker diskutiert. Doch wie sieht der Stand der Technik aktuell genau aus? Und wie beeinflussen die neuen Verfahren das haehnlein-Konzept? Erfahrt mehr zum Thema und lest, warum Annalina Behrens, Mitinitiatorin des haehnlein-Konzepts, die Methoden zur Früherkennung eher skeptisch bewertet.

Pro Jahr werden in Deutschland bis zu 50 Millionen männliche Küken der Legehenne bereits an ihrem ersten Lebenstag getötet und für die Tierfutterproduktion oder die chemische Industrie verwendet. Um dieser Massentötung schnellstmöglich ein Ende zu setzen, testen Wissenschaftler derzeit verschiedene Methoden, die eine Früherkennung des Kükengeschlechts ermöglichen sollen. Denn das Schmerzempfinden setzt bei Hühnerembryos erst nach dem achten Bruttag ein. Bislang hat die Wissenschaft verschiedene Möglichkeiten zur Bestimmung des Geschlechts – auch „Sexing“ genannt – erforscht und getestet.

Das optische Verfahren

Unter anderem existiert in diesem Zusammenhang das optische Verfahren. Bei dieser Nah-Infrarot-Raman-Spektroskopie brennt ein Laser 72 Stunden nach dem Einlegen des Eies in die Brutmaschine ein kleines Loch in dessen Schale. Durch einen Lichtstrahl lassen sich daraufhin die kleinen Blutgefäße im Inneren des Eies erkennen. Und da die Geschlechtschromosomen der männlichen und weiblichen Küken unterschiedlich groß sind, lässt sich durch die anschließende Analyse des gestreuten Lichts das Geschlecht des Kükens frühzeitig identifizieren. Eine weitere Methode ist der Hormontest. Bei diesem wird mithilfe einer Nadel eine Probe des embryonalen Harns aus dem Inneren des Eies entnommen, der daraufhin auf ein bestimmtes Hormon untersucht wird. Dieses ist bei weiblichen Küken vorhanden, bei männlichen hingegen nicht. Auch bei dieser Methode brennt ein Laser zunächst ein kleines Loch in die Eierschale, um die Entnahme zu ermöglichen.

Beide Verfahren haben jedoch auch Nachteile: Zum einen sind sie sehr zeitaufwendig, da zunächst ein Loch gelasert werden muss, ehe die Chromosomen oder das Hormon überprüft werden können. Anschließend muss die Schale der Eier, in denen sich ein weibliches Küken entwickelt, zudem wieder versiegelt werden. Weiterhin können bei diesen Verfahren Keime in das Innere des Eies gelangen und den Embryo in seiner Entwicklung stören. Ein weiterer Nachteil des Hormontests ist außerdem, dass sich dieser erst ab dem neunten Bruttag durchführen lässt und die Embryos dann bereits über ein bewusstes Schmerzempfinden verfügen können.

Die Kernspintomographie

Eine schonende und schnellere Methode zur Früherkennung des Kükengeschlechts entwickeln daher derzeit Wissenschaftler aus Sachsen und Bayern. Die Kernspintomographie. Zukünftig sollen bei dieser innerhalb von nur zwei Minuten rund 150 Eier gleichzeitig mithilfe einer Software untersucht werden. Und dies, ohne die Eierschale zu beschädigen. So soll lediglich anhand des Bildsignals das Blut der männlichen und weiblichen Embryos verglichen werden, da dieses in seinen Bestandteilen einige Unterschiede aufweist. Wissenschaftler sollen dadurch Informationen über das Kükengeschlecht und den Befruchtungsstatus erhalten.

Wie stark die Früherkennung männlicher Küken genau fortgeschritten ist und inwieweit die neuen Verfahren auch das haehnlein-Konzept beeinflussen, hat Annalina Behrens, Mitinitiatorin des haehnlein-Konzepts, beantwortet.

Welche Vor- und Nachteile siehst du beim Thema Früherkennung männlicher Küken?

Annalina Behrens: Die Früherkennung im Ei verlagert das Problem des Tötens bei vollem Bewusstsein nur in ein früheres Stadium. Mit den derzeitigen Methoden sind der Schmerz und Stress für den Embryo beziehungsweise das Küken derselbe wie bei herkömmlichen Verfahren zur Tötung männlicher Küken.

Wie bewertest du die unterschiedlichen Methoden, die im Rahmen der Früherkennung Anwendung finden sollen?

Annalina Behrens: Das endokrinologische Verfahren, mit welchem beispielsweise die Firma Seleggt derzeit die Hormone von Embryonen untersucht, behandelt Eier zwischen dem achten und zehnten Lebenstag. Der derzeitige Wissensstand ist jedoch, dass Gallus Gallus Embryonen – also Hühnerküken – als Nestflüchter bereits sehr früh kognitiv entwickelt sind und schon am neunten Tag der Brut über ein Schmerzempfinden verfügen. Es besteht also weiterer Forschungsbedarf, um das Kükengeschlecht bereits an einem früheren Bruttag sicher ermitteln zu können. Inwieweit aktuelle spektroskopische Verfahren daher wirklich marktreif sind, bleibt somit durchaus fraglich.

Wie stehst du aus ethischer Sicht zum Thema Früherkennung männlicher Küken?

Annalina Behrens: Generell wäre es schon etwas besser, die Masse an millionenfach anfallenden konventionellen männlichen Küken mittels Früherkennung zu identifizieren und im Ei zu töten als erst nach dem Schlupf. Zwei Probleme bleiben jedoch auch dann bestehen: Einerseits das bereits am neunten Bruttag vorhandene Schmerzempfinden der Küken und andererseits das Fortbestehen der extremen Leistungszuchten von Lege- und Masthuhn. Allgemein gesünder für die Tiere wäre es, auch dem Hahn einen reellen Nutzen im Rahmen der Fleischerzeugung zukommen zu lassen.

Warum ist das haehnlein-Konzept trotz der möglichen neuen Verfahren nicht hinfällig?

Annalina Behrens: Das haehnlein-Konzept ist genau diese tierfreundliche Alternative, bei der das männliche Küken Platz und Zeit hat, artgerecht aufzuwachsen und ein gutes, erfülltes Leben bis zum Tag seiner Schlachtung zu führen. Ein gutes Tierleben hat wiederum eine hervorragende Fleischqualität zur Folge. Diese verleiht dem Bruderhahn somit auch aus Verbrauchersicht seine Daseinsberechtigung.

Welche Vorteile hat das haehnlein-Konzept gegenüber der Früherkennung männlicher Küken?

Annalina Behrens: Bei unserem Konzept leben die männlichen Küken ein tiergerechtes, faires Leben. Wir achten auf eine schonende Aufzucht der Tiere, bevor diese geschlachtet und für den Fleischkonsum genutzt werden. Durch die langsame Aufzucht unserer Bruderhähne entsteht besonders geschmackvolles Fleisch, das wir komplett verarbeiten können. Bei der Früherkennung männlicher Küken wird hingegen ein schon fast lebensfähiges Tier entsorgt, da es zu viel Aufwand bedeuten würde, sich mit diesem zu beschäftigen und es aufzuziehen.

Worauf kommt es an, damit das haehnlein-Konzept auch in Zukunft weiterhin erfolgreich ist?

Annalina Behrens: Zum einen ist weiterhin das Durchhaltevermögen unserer Landwirte gefragt. Denn diese haben auch zukünftig mit den Unsicherheiten und Marktungleichheiten innerhalb der EU-ÖKO-Verordnung zu kämpfen. So gelten beispielsweise in Österreich niedrigere Standards für die Aufzucht von Bruderhähnen als in Deutschland. Zum anderen sind wir selbstverständlich auch in Zukunft von der Unterstützung der Verbraucher abhängig, die die Umsetzung unseres haehnlein-Konzepts durch den Kauf unserer Produkte überhaupt erst ermöglichen. Wir sind allerdings sehr zuversichtlich, dass unsere Eier und unser Fleisch auch weiterhin geschmacklich und ethisch überzeugen können.

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