Schlagworte wie Not-Ernte, Dürre oder Ernteausfälle sind momentan massiv in allen Medien vertreten. Wenig Regen, heiße Temperaturen-nicht optimal für die Pflanzen. Wie in allen landwirtschaftlichen Betrieben liegt auch ein Großteil der Arbeit und des Erfolges von haehnlein auf den landwirtschaftlichen Flächen. Wie wir das so handhaben, hat uns unser landwirtschaftlicher Leiter, Dr. Christian Littmann, in einem Interview verraten.
haehnlein: Dieses Jahr hat die Landwirtschaft in Deutschland mit einer großen Dürre zu kämpfen. Wieso kann man mit ökologischem Anbau bei dieser Dürre besser bestehen?
Christian: Im Gegensatz zum konventionellen Anbau setzen wir bei den Sorten der einzelnen Kulturen mehr auf Robustheit, als auf Leistung. Dies macht sie unempfindlicher gegenüber Wasser- oder auch Nährstoffmangel. Zusätzlich haben wir mit den ca. 20 verschiedenen Kulturen eine deutlich höhere Risikostreuung im Vergleich zu einer 3-feldrigen „Fruchtfolge“. Es gibt immer Kulturen, die mehr oder weniger gut mit Stresssituationen zurechtkommen. Gerade aber auch unsere Körnerleguminosen, wie Ackerbohnen, Lupinen und Erbsen, aber auch die Sonnenblumen können durch ihr Wurzelwerk tiefere, wasserführende Bodenschichten besser durchdringen und dem Wasser „hinterherwachsen“. In diesem Jahr hatten jedoch auch diese Kulturen Trockenprobleme. Das zeigte sich bereits beim Keimen und Auflaufen, bei dem der Keim aus dem Boden bricht, als auch jetzt im Wachstum. Zudem werden die ausgebrachten organischen Nährstoffe durch den fehlenden Regen nicht gelöst und stehen den Pflanzen nur begrenzt zur Verfügung. Daher sind auch bei der ökologischen Wirtschaftsweise Ertragseinbußen, speziell bei den Sommerfrüchten, zu erwarten.
haehnlein: Was sind die größten Risiken für die Ernte?
Christian: Das größte Risiko der anhaltenden Trockenheit ist selbstverständlich die Feuergefahr auf den Feldern und in den Wäldern. Doch durch die unvollständige Ausbildung ergibt sich ein hoher Anteil zu kleiner Körner, was zu erhöhten Ernteverlusten bei der Trennung des Korns von der Ähre im Mähdrescher auf dem Acker führt. Aber auch die schnelle Austrocknung des Oberbodens nach der Ernte bringt Probleme wie schlechte Bearbeitung, schwierige Unkrautbekämpfung oder vermindertes Auflaufverhalten der bereits gedrillten Zwischenfrüchte mit sich.
haehnlein: Gibt es einen allgemein gültigen Erntekalender
Christian: Die Ernte hatte erwartungsgemäß durch die Trockenheit um ca. 2 Wochen verfrüht begonnen. Die erste Kultur Wintergerste konnte dadurch komplett trocken gedroschen werden und zeigte kaum verminderte Ernteerträge, da Sie bereits ihren Ertrag vor der Trockenheit gemacht hatte. Die jetzt zur Ernte anstehenden Wintergetreidearten, wie Roggen, Weizen, Triticale sind zwar am Abtrocknen, aber eigentlich noch nicht reif. Zur Ausreifung benötigen die Pflanzen auch Regen und der fehlt. Dies wird den Mähdrusch erschweren, da das Stroh zäh ist und sich die Ähren schwerer ausdreschen lassen. Wir hoffen somit auf Regen, nicht nur für das Sommergetreide auf den Feldern, sondern auch für die natürliche Abreife. Ansonsten folgt die Reihenfolge der Ernte immer gewissen Grundsätzen. Begonnen wird bei uns mit Gerste, dann wird das restliche Wintergetreide geerntet und anschließend das Sommergetreide sowie die Hülsenfrüchte, wie Erbsen, Lupine und Ackerbohne. Den Abschluss der Erntesaison bildet dann der Körner-Mais.
haehnlein: Wir bewirtschaften unsere Flächen in einer Kreislaufwirtschaft. Kannst Du erklären, was das eigentlich ist?
Christian: Kreislauf bedeutet im Allgemeinen ein möglichst geschlossenes Produktionssystem. Bei uns sind in diesem Kreislauf Betriebsstoffe, Nährstoffe und Energie integriert. Beeinflusst wird der Kreislauf natürlicherweise immer durch Zufuhr von externen Betriebsmitteln, wie zum Beispiel Diesel oder Futterbestandteile. Ebenso durch den Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse , wie Eier, Kartoffeln, Fleisch. Dabei ist ein zentrales Thema die Reduktion der Zufuhren. Denn je weniger in den Kreislauf eindringt desto sicherer ist das System. Um autark zu bleiben, müssen wir also die Zufuhr von außen so gering wie möglich halten. Daher sind wir bestrebt gute Ernten zu erwirtschaften, um durch den Ertrag unseren Bedarf an Futter für unsere Tiere zu decken. Für dieses Ziel müssen wir die Bodenfruchtbarkeit durch vielfältige Fruchtfolgen und ausgewogene organische Düngung fördern. Diese Felderzeugnisse werden dann im eigenen Mischfutterwerk zu hochwertigen artgerechten Futtermitteln für unsere Tiere verarbeitet. Den Hühnerkot veredeln wir, größtenteils über unsere Biogasanlagen, zu organischen Düngemitteln. Diese werden auf den Ackerflächen zur Düngung ausgebracht. Nebenbei entsteht in den Biogasanlagen und den PV-Anlagen, die wir auf fast allen Dächern unserer Farmen betreiben, Strom und Wärme. Die Wärme nutzen wir zur Getreidetrocknung sowie um unsere Aufzuchtsställe zu beheizen. Der Strom wird in allen Betriebsteilen zum Teil für den Selbstverbrauch genutzt, der Rest wird als Ökostrom ins Netz gespeist.
haehnlein: Welche Vorteile bringt die Kreislaufwirtschaft?
Christian: Die Vorteile geschlossener Betriebs-Kreisläufe liegen auf der Hand. Wir sind unabhängiger von externen Lieferanten. Die Qualitätssicherung gestaltet sich deutlich transparenter, da wir wissen, dass wir 100% biologisch wirtschaften. Nicht zu vergessen, dass wir nicht so stark von Preisentwicklungen am freien Markt abhängig sind. Zusätzlich können unsere Verbundbetriebe von Synergieeffekten sowohl in der gemeinschaftlichen Flächenbewirtschaftung als auch den Nährstoff-Kreisläufen profitieren.
haehnlein: Welche Vorteile haben unsere Tiere durch die Kreislaufwirtschaft?
Christian: Bei den Tieren zeigt sich der Vorteil einer Kreislaufwirtschaft gerade an unseren zahlenmäßig häufigsten Mitarbeitern, den Hühnern. Wir vereinen den gesamten Kreislauf des Huhnes: von der eigenen Haltung der Elterntiere, über das Ausbrüten Ihrer Eier, den Schlupf der Küken und die Aufzucht zu Junghennen, die dann wieder als Legehennen unsere Bio-Eier produzieren. Der Einfluss auf Hygiene, Gesundheit, Futterqualität, Haltungsbedingungen und Sozialstruktur ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber Produzenten, die diese Leistungen zukaufen müssen. Weiterhin haben wir kurze Wege, was die Produktion unserer Futtermittel von unseren Feldern angeht. Und mit dem Hühnerkot als wertvolle Düngemittel auf den Ackern schließt sich auch der Kreislauf wieder.